Mein erster Besuch auf Island - ein stürmisches Abenteuer.

Island hatte ich eine Zeit lang überhaupt gar nicht auf meiner Reiseliste. Aber vor einigen Jahren habe ich in anderen Reiseblogs und auf Websites immer mehr über die fantastische Landschaft der Vulkaninsel gelesen. Zudem hatte ich noch nie die Möglichkeit Nordlichter zu sehen. Im Dezember ergab sich für mich die Gelegenheit einen Kurzurlaub auf Island zu machen. Das ich jedoch innerhalb von drei Monaten zwei weitere Male auf die Insel zurückkehre, hätte ich nicht gedacht.

Island ist mit 103000 km² der zweitgrößte Inselstaat Europas und die größte Vulkaninsel dieser Erde. Sie befindet sich südlich des nördlichen Polarkreises. Die geologische Besonderheit ist, dass sich Island auf zwei Kontinentalplatten befindet. Der Eurasischen und der Nordamerikanischen. Die Plattengrenzen beschreiben einen Vulkangürtel, den Mittelatlantischen Rücken, der die Insel in südwestlich - nordöstlicher Richtung teilt. Der sogenannte Island-Plume, der sich unterhalb der Insel befindet, sorgt mittels Vulkanismus für ständigen Nachschub von geschmolzenem Gesteinsmaterial aus dem Erdinneren. Obwohl die Platten sich jährlich bis zu 2cm auseinander bewegen, bricht genau aus diesem Grund die Insel nicht auseinander. Man spricht von 30 aktiven Vulkane, die innerhalb dieser Zone liegen und regelmäßig eruptieren. Bildlich gesprochen, ist Island ein Pulverfass, bei dem immer die latente Gefahr besteht das es hoch geht. Auf der anderen Seite ist es genau diese geologische und geothermische Aktivität die diese Insel landschaftlich so interessant und besonders macht.

 

Neben dem Vulkanismus ist Islands Landschaft auch durch seinen Wasserreichtum geprägt. 11 % der Oberfläche sind von Gletschern bedeckt. Es gibt unzählige Wasserfälle, Flüsse, Seen und sogenannte heiße Quellen in denen sowohl Einheimische aber auch Touristen gern schwimmen gehen.

 

Das Klima ist durch den Irmingerstrom, eine warme Meeresströmung im Nordatlantik, angenehm mild. Die Winter sind wärmer, als ich es in diesen Breitengraden erwartet hätte. Das Thermometer sank im Dezember nicht unter minus 5°C. Im Sommer sollen die Temperaturen auf max. 20°C ansteigen. Jedoch ist das Wetter auf Island sehr unbeständig. In kürzester Zeit können starke Winde oder sogar Hurrikan ähnliche Stürme aufziehen. 

 

Auf Grund der Nähe zum Polarkreis haben Polartag und Polarnacht in Island ebenfalls Bedeutung. Im Vorfeld hatte ich gelesen, dass es im Dezember max. 2 Sonnenstunden am Tag geben wird. Anfangs dachte ich schon, dass das wenige Sonnenlicht eine Herausforderung werden wird. Zumal man sich in dieser kurzen Zeit nicht viel auf der Insel ansehen kann. Allerdings darf man die Dämmerung nicht unterschätzen. Mit ihr war es circa 5h hell - grau. Die Nächte hingegen sind schön lang, sodass ausreichend Zeit bleibt um Nordlichter zu sehen.

Das wenige Sonnenlicht im Winter bedeutet im Umkehrschluss, maximale Sonnenstunden im Sommer. Im Juni, Juli ist es fast 24h hell. Die Chance Nordlichter zu sehen, sinkt damit auf 0%. 

Wenn ich eines auf meinen Islandreisen gelernt habe, dann ist es optimistisch und geduldig zu sein. Reisepläne sind Schall und Rauch, wenn das Wetter nicht mitspielt. Unsere Vorhaben wurden einmal komplett auf den Kopf gestellt, aber wahrscheinlich war es genau deshalb eine Reise an die ich mich immer erinnern werde.

Am Morgen unseres ersten Tages haben wir bereits eine Sturmmeldung im Hotel erhalten. Wir wurden gebeten bis spätestens 16:00 Uhr zurück zu sein, weil danach der Aufenthalt außerhalb lebensgefährlich sein könnte. Am Anfang dachten wir es wäre nur eine übervorsichtige Maßnahme, aber im Laufe des Tage zog tatsächlich ein starker Wind auf. Während unseres Weges zum Grotta Lighthouse wurden wir mehrfach von Isländern angesprochen, ob wir wüssten das ein Hurrikan ähnlicher Sturm aufzieht und wir bitte bis spätestens 16:00 Uhr daheim sein sollten. Ich muss ganz ehrlich sagen, so etwas habe ich noch nie erlebt. Jeder sorgte sich um den anderen, an sämtlichen Sehenswürdigkeiten hingen Warnhinweise, wann der Sturm kommt und das jeder im Haus sein sollte. Am Leuchtturm angekommen, haben wir die Stärke des Sturmes richtig mitbekommen. Direkt an der Küste, gab es wenig Windschutz und wir mussten uns richtig anstrengen, um gegen den Wind laufen zu können. Nach ein, zwei Bildern haben wir uns direkt auf den Rückweg begeben. Das obere Bild zeigt wie sich die Wolken über uns zusammenzogen.

 

Zurück im Zentrum von Reykjavik haben wir festgestellt, dass die meisten Geschäfte bereits eher geschlossen hatten oder im Begriff waren gerade zu schließen. Die Lebensmittelläden hatten noch bis 16:00 Uhr geöffnet und platzen aus allen Nähten. Spätestens jetzt war klar, dass die Isländer diesen Sturm sehr ernst nehmen.

Wir haben uns schnell noch eine Pizza geholt und dann ins Hotel begeben. Die Wetterdienste lagen gar nicht so falsch, ab 18:00 Uhr zog ein starker Sturm auf. Draußen regnete, klapperte und krachte es bis in die frühen Morgenstunden. Die Schäden hielten sich wohl aber in Grenzen, weil die Stadt gut durch die vielen Häuser geschützt ist. Außerhalb gab es allerdings erhebliche Sachschäden an Häusern und Fahrzeugen. 

Die Konsequenz des Sturmes war, dass unsere Touren die ersten zwei Tage ersatzlos gestrichen wurden. Zum einen lag es natürlich am Wetter, zum anderen aber auch an der Unflexibilität unseres Reiseanbieters Reykjavik ExcursionsIm Nachgang betrachtet die falsche Wahl, weil dieser Veranstalter zwar verhältnismäßig günstig ist, aber den absoluten Massentourismus anbietet und zumindest an dieser Stelle beim Service versagt hat. Keiner wollte eine klare Aussage treffen, weil man nicht wusste wann der Sturm vorbei ist. Ich für meinen Teil war jedoch fest entschlossen meinen Geburtstag auf gar keinen Fall im Hotelzimmer zu verbringen.

Um das alles abzukürzen, wir haben die Touren auf eigene Kosten storniert. Trotz des Wetters ist es Extreme Iceland sehr gut gelungen serviceorientiert zu handeln. Dort wurden die Touren dem Wetter angepasst und nicht ersatzlos gestrichen. Sie haben uns kurzfristig für die Golden Circle inkl. Nordlicht Tour nachgebucht und uns sofort informiert, sobald man rausfahren konnte. 

Die Tour war wie erwartet nass, extrem windig und verdammt kalt. Da der Sturm noch nicht vollständig abgezogen war, hatte ich nichts anderes erwartet. Unterwegs unter dem Motto: "Wenn es regnet wird man eben nass."

 

Mehr zur Golden Circle Tour gibt es HIER.

Am nächsten Tag war das Wetter noch immer nass und windig, aber etwas besser als die vorangegangenen Tage. Deshalb beschlossen wir ein Auto zu mieten und die restlichen Touren selbst in die Hand zu nehmen. Obwohl Island, Island ist, sind Winterreifen nicht standardmäßig bei der Ausstattung der PKW dabei. Bei der Buchung solltet ihr unbedingt darauf achten. Nachdem wir das Auto 8:00 Uhr abholen konnten,  sind wir direkt zur Blauen Lagune gefahren. Sie wird in jedem Reiseführer als absolutes Highlight angepriesen. Auf Grund der Nähe zum Flughafen Keflavik, fahren viele Besucher direkt nach der Landung hierher um zu entspannen. Es handelt sich um ein Thermalfreibad bei Grindavík auf der Reykjanes-Halbinsel. Das Wasser hat eine Temperatur von 37 - 42 °C und enthält verschiedene Mineralsalze, Kieselerde und Algen. Die Kieselsäure erzeugt die blaue Farbe im Wasser, für die die Lagune neben dem Wellnessfaktor so berühmt ist.

Für mich war das Thermalfreibad schön anzusehen, obwohl einige Bereiche (z.B. Sauna) etwas in die Jahre gekommen sind und ringsum eine riesige Baustelle war. Jedoch würde ich sie nicht noch einmal besuchen. Aus meiner Sicht ist die Lagune viel zu teuer und extrem überlaufen. Auf Island gibt es eine Menge natürlicher Thermalquellen die ebenfalls zum baden geeignet und deutlich ruhiger sind.

 Tipps für den Besuch der Blauen Lagune: 

1. Bestellt die Tickets im Vorfeld online. Die Warteschlangen sind sehr lang und es wird nur eine begrenzte Anzahl an Besuchern reingelassen.

2. Die Zeit muss vorher gebucht werden. Auf Grund der Menschenmassen würde ich den frühen Morgen oder späten Abend empfehlen. Auch wenn sich das Wasser dann nicht im perfekten Blau zeigt. Der Wellnessfaktor ist einfach größer.

3. Genießt die Zeit in der Oase und macht nicht nur Bilder.

4. Die Haare sollten nicht ins Wasser. Die Salze und die Kieselsäure sind nicht gut für das Haar. im Eingangsbereich bekommt man eine Spülung. Wenn ihr die aufs Haar gebt, kann nichts passieren.

5. Gönnt Euch Ruhepausen zwischen den Badegängen. Wer zulange im Wasser bleibt kann Kreislaufprobleme bekommen.

6. Nehmt euch Zeit den See außerhalb des Wellness Tempels zu erkunden. Er ist wunderschön und hat dieselbe blaue Färbung. Die wenigsten schauen sich das an. 

Die TOP Thermalquellen in Island:

 

1. Reykjadalur – in der Nähe von Reykjavík

2. Seljavallalaug – geothermischer Pool im Süden des Landes

3. Myvatn Naturbad

4. Víti-Krater - traumhaft schöne Aussicht, aber nicht ungefährlich

5. Krossneslaug - mit herrlichem Blick über die Küste

6. Gvendarlaug

7. Grjótagjá – Höhle mit heißer Quelle in Nordisland, nicht mehr zum baden freigegeben, aber mehr als sehenswert

8. Laugarvatn Fontana

9. Secret Lagoon

Erholt und durchgeweicht ging es zurück Richtung Reykjavik Hafen, Whale Watching stand auf dem Programm. Wir haben bei Special Tours direkt am Hafen gebucht. Es war der erste Tag, an dem die Schiffe überhaupt wieder raus gefahren sind. Mein letztes Whale Watching in Kalifornien hatte ich noch sehr gut in Erinnerung. Bei hohem Wellengang neige ich dazu, meine Gesichtsfarbe schnell auf grün zu wechseln. Diesmal war ich besser vorbereitet und hatte eine Tablette gegen Seekrankheit genommen. Der Kapitän kam mit pflanzlichen Dragees an Deck und empfahl allen Gästen eines zu nehmen, da die See nach wie vor sehr stürmisch war. Ich dachte mir, wenn der Kapitän sich die Mühe macht, wird schon was dran sein und nahm ein Dragee. Doppelt hält besser. Wir hatten kaum den Hafen in Richtung Meer verlassen, da ging der heftige Seegang auch schon los. Rechts und links tauchten immer mal wieder kleine Beluga Wale auf. Größere Tiere haben wir an diesem Tag leider nicht sehen können. Fantastisch war jedoch die Aussicht auf die Berge und das Meer. Die Abendsonne senkte sich langsam am Horizont und färbte die Umgebung in ein wunderschönes orange. Leider ging es vielen Passagieren nach weniger als 30 Minuten Fahrt bereits sehr schlecht. Sie hatten auf die Dragees verzichtet und der Wellengang tat sein Übriges. Die letzten 1 1/2 h stand ich mit einer kleiner Gruppe von 3 Männern allein mit unserem Reiseführer an Deck. Wir haben uns nett unterhalten und weiter nach Walen Ausschau gehalten. Der Rest der Reisegruppe inkl. meinem Begleiter lag oder saß unten im Innenraum. 

Nach 3 1/2 h waren wir zurück im Hafen. Es war mittlerweile recht dunkel und wirklich kalt geworden. Trotz der Kälte und der wenigen Walsichtungen habe ich die Fahrt und die wissenswerten Unterhaltungen sehr genossen. 

Tipps Whale Watching:

 

1. Plant die Whale Watching Tour am Anfang eurer Reise. Bei Misserfolg, erhält man einen Gutschein um sie zu wiederholen. Somit bleibt euch genug Zeit um erneut aufs Boot zu gehen.

2. Zieht Euch warm und wetterfest an und habt zusätzliche Kleidungsstücke dabei. (dicke Handschuhe, Mütze und Schal nicht vergessen) Wenn ihr keine gute Ausstattung habt, könnt ihr euch gegen Gebühr welche beim Veranstalter leihen. 

3. Wichtig sind rutschfeste Schuhe. Es kann gerade im Winter sehr glatt an Deck sein. 

4. Wenn ihr wisst das ihr schnell seekrank werdet, fragt die Crew nach Medikamenten. Sie haben immer was an Board. 

5. Eine Kanne Tee oder Kaffee ist sehr hilfreich.

6. Meiner Erfahrung nach ist die Wahrscheinlichkeit große Wale zu sehen in den wärmeren Monaten deutlich höher. Die Veranstalter werben zwar mit 95% Sichtungswahrscheinlichkeit, damit sind aber auch kleine Wale gemeint. Und die meisten sind ja doch interessiert an den größeren Tieren.

Wieder im Hafen angekommen, sind wir noch den Sculpter & Shore Walk entlang in Richtung Innenstadt gelaufen. Es war schon später Nachmittag, der Tag war lang und wir hatten Hunger. Falls ihr einmal in Reykjavik seid und ihr Suppen mögt, kann ich euch nur wärmstens das Restaurant Svarta Kaffid empfehlen. Es ist sehr gemütlich und das Essen wirklich lecker. Täglich werden neben einer kleinen Speisekarte mit Sandwiches zwei verschiedene Suppen im Brottopf angeboten. Bei allen meinen Besuchen bin ich hierher zurückgekehrt.

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Kommentare: 1
  • #1

    Doreen (Dienstag, 03 Mai 2016 23:34)

    Sehr interessant. Island ist jetzt nur noch weiter nach oben auf meiner Reiseliste gerutscht.