Eisfjord Kangia & Sermeq Kujalleq

Während meines Aufenthalts in Grönland wollte ich unbedingt einen der aktivsten Gletscher der Erde, Sermeq Kujalleq sehen. Zu Fuß oder mit dem Boot war das leider nicht möglich. Also habe ich mich, nach langer Überlegung für einen Helikopterflug entschieden. Die Kosten für den Flug haben mich im ersten Moment abgeschreckt aber dann dachte ich mir, die Gelegenheit ein solches Naturwunder zu sehen, ergibt sich wahrscheinlich nicht nochmal so schnell. Der Flug, inkl. eines 30 min. Aufenthaltes an der Abbruchkante des Gletschers, dauerte circa 2h und kostete 500€.

Der Tag began für mich 5:30 Uhr. Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir Schneegestöber und einen grauen Himmel. Bei schlechtem Wetter werden Flüge in Grönland schnell gecancelt. (Ein Tipp am Rande: Grönlandreisen sollten mit ausreichend Zeitfenster geplant werden. Wir haben Reisende kennengelernt, die 4 Tage in Reykjavik auf Ihren Weiterflug nach Grönland warten, bzw. deren Inlandflüge wegen schlechtem Wetter um mehrere Tage verschoben werden mussten.) Zu meinem Glück verzog sich das schlechte Wetter ein wenig und der Flug musste nicht abgesagt werden.

Der Sermeq Kujalleq (Ilulissat Gletscher) und der Kangia Eisfjord (Ilulissat Eisfjord) gehören seit 2004 zum UNESCO Weltnaturerbe. Für einen Überblick über die wichtigsten Daten und Fakten, möchte ich an dieser Stelle die offizielle UNESCO Website zitieren.

 

„An der Westküste Grönlands, 250 Kilometer nördlich des Polarkreises, liegt der Ilulissat-Eisfjord (40.240 ha). Er ist der Seezugang des Gletschers Sermeq Kujalleq, einem der wenigen Gletscher, mit welchem das grönländische Inlandseis sich bis ins Meer hinausstreckt. Der Sermeq Kujalleq ist einer der am schnellsten fließenden (40 m pro Tag) und aktivsten Gletscher der Welt. Jährlich brechen über 46 km³ Eis vom Gletscher ab. Dies entspricht 10% der Gesamtproduktion an Eiskalbungen in Grönland und ist mehr, als bei jedem anderen Gletscher außerhalb der Antarktis.“ Beeindruckend, oder?

Der Gletscher macht 6,5 % der Gesamtfläche des grönländischen Inlandseies aus. Der Eisfjord selbst ist 60km lang und 7km breit. Er ist nicht vollständig erforscht, aber wissenschaftliche Messungen haben eine Tiefe bis zu 1000m ergeben. Wir sind  so tief und nah wie möglich ans Eis geflogen. Die Aussicht war großartig. 

Im Helikopter hatten 6 Personen inklusive Pilot Platz. Das es sich bei den anderen um eine Familie mit Kind handelte, die zusammen sitzen wollten, durfte ich vorn Platz nehmen und den Ausblick genießen. 

Wie ihr sehen könnt, war es sehr windig an der Ausstiegsstelle. An diesem Tag hatte ich meine Spikes leider nicht dabei. Dummerweise dachte ich nicht daran, dass es beim Ausstieg glatt sein könnte. Die schlechte Vorbereitung wurde mit einem Sturz, blauen Flecken und zu meinem großen Bedauern mit einem kaputten Objektiv bestraft. Nach ein oder zwei Flüchen war ich nur froh, dass ich ein weiteres Objektiv dabei hatte. 

Auf Grund der Klimaerwärmung, zieht sich der Gletscher immer weiter ins Landesinnere zurück. Das kritische daran ist nicht das dies geschieht, sondern die Geschwindigkeit mit der dieser Prozess stattfindet. Die Darstellung zeigt, wie schnell der Rückzug der Gletscherzunge in den  letzten 10 Jahre vorangeschritten ist. Diese Entwicklung stimmt mich traurig und  sehr nachdenklich. Was passiert wenn die Gletscher schmelzen? Was sind die Folgen für unser Leben auf der Erde? Alles was man dazu lesen kann, ist erschreckend. Ich bin keine Wissenschaftlerin und mein Ziel ist es nicht Weltuntergangsszenarien in meinen Blog zu schreiben. Alles was ich möchte ist, dass ein jeder die Augen auf macht, sieht wie wunderschön unsere Erde ist, sie respektvoll behandelt und seinen Teil dazu beiträgt, sie für uns und unsere Kinder zu erhalten.

Bildquelle:  geus.dk

Bis zum Jahr 2006 war die Gletscherzunge des Sermeq Kujalleq unterspült, doch das rasante Abschmelzen des Gletschers hat dazu geführt, dass die Eiskante jetzt auf dem Land liegt. Was bedeutet das für dich als Besucher? Die Zeit der Giganten ist wahrscheinlich vorbei.Die ganz großen, gigantische Eisberge können nur entstehen, wenn schwimmende Eisflächen vom Gletscher abbrechen. Zukünftig werden demzufolge nur noch kleinere Eisberge und Bruchstücke vom Gletscher abgehen, die sich anschließend innerhalb der nächsten 12-15 Monate in Richtung Fjordmündung bewegen und auf einer sogenannten Eisbank, die circa 200 - 225m unterhalb des Meeresspiegels liegt, stranden. 

Das Bild links zeigt den Sonnenuntergang an der alten Semermuit Siedlung am Vorabend. Den nächsten Morgen habe ich mich auf gemacht, um den Sonnenaufgang zu sehen. Zu meiner Überraschung war über Nacht ein großer Teil des Eisberges abgebrochen und trieb hinaus in die Diskobucht.  

 

Für alle mit großem wissenschaftlichen Interesse am Sermeq Kujalleq und dem Kangia Eisfjord, seiner Entstehung und seiner Entwicklung, empfehle ich u.g. Website. Der National Geographic Artikel über die Gletscherschmelze ist ebenfalls lesenswert.

 

http://www.geus.dk/viden_om/voii/ilulissat-uk/voii04-uk.html

 

http://www.nationalgeographic.de/reportagen/gletscherschmelze-wenn-alles-schmilzt

Auf den Wanderwegen und mit dem Boot kann man die eisigen Riesen bewundern. In meinem Blog "Ilulissat" könnt ihr mehr dazu lesen.

Ein paar interessante Fakten zu den Eisbergen: 

Nur 10 - 30% des Eisberges befinden sich oberhalb des Meeresspiegels. Die Eisberge auf den Bildern ragen circa 40 - 60m aus dem Wasser. Davon ausgehend, dass sich von der Größe mindestens 2/3 nochmal unter Wasser befinden ist sehr beeindruckend. Angeblich soll es ein Eisberg aus diesem Gletscher gewesen sein, der die Titanic 1912 zum sinken brachte. Es gibt einige Kletterer oder Fotografenteams die Eisberge vom Wasser aus besteigen. Wenn man bedenkt wie fragil das Eis ist, kann man wirklich von einem leichtsinnigem Unterfangen sprechen. Allerdings beneide ich sie um das einzigartige Bildmaterial. 

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